Faltbares E-Bike von Xiaomi im User-Test.

Text: Michael Steinböck (Drei Kunde) | 15. Juli 2019 13:59

Scooter zum Falten kennt man - faltbare Räder sind hingegen schon ein bisschen exotischer. Unser Kunde Michael Steinböck hat sich das sehr leichte, faltbare und leistbare E-Bike mit Vorderradmotor von Xiaomi näher für Sie angesehen und berichtet von seinen persönlichen Erfahrungen damit.

Der erste Eindruck kann täuschen.

Zu leicht, zu fragil, eigentlich nur ein elektrischer Roller mit Strampelvorrichtung - das dachte ich mir, als ich das QiCycle von Xiaomi von Drei zum Testen bekommen habe. Ein bisschen wackelig war die Lenkung, freihändig ging gar nicht - aber ein Fahrspaß wie bei einem E-Roller. Das war mein erster Eindruck! Zu Hause angekommen, habe ich die Schrauben am Lenker fester angezogen, die Reifen stärker aufgepumpt, und schon war da ein ganz anderes, viel sichereres Fahrgefühl. Gar nicht mehr so nahe am E-Roller, dachte ich mir.

Das E-Bike gibt es in China schon knapp zwei Jahre, nun ist es endlich auch in einer internationalen Version in Österreich verfügbar. Es gibt nur eine Größe, eine Batteriestärke und auch der Lenker ist in der Höhe nicht zu verstellen. Na gut, mir passt es, dachte ich, aber ... dann habe ich es meinem Neffen gegeben. Er ist 2 Meter groß und sogar für ihn konnte man den Sitz richtig einstellen. Meine Frau, 1,60m groß, war begeistert. Ihr passte die Geometrie perfekt, und auch die Leichtigkeit - es ist mit 14,5kg eines der leichtesten E-Bikes - hat sie überzeugt.

Alles dabei, was man braucht.

Das E-Bike hat ein recht kleines Display, fast hell genug im Sonnenlicht. Die Geschwindigkeit kann man gut ablesen, die anderen Parameter eher nicht - aber das ist nicht wichtig. Es fährt so selbstverständlich, so unauffällig, dass man eigentlich nicht wissen will, wie weit man jetzt noch fahren kann.

Mit den drei Tasten am Display kann man die Unterstützungsleistung umstellen: von Eco bis Plus. Letztere ist fast schon zu heftig - zumindest bei Regen oder auf Straßenbahnschienen. In dem Fall erfordern die kleinen Reifen volle Konzentration auf die Fahrbahn. Fahrbahnschäden würden sich ähnlich stark auswirken wie bei E-Rollern.

Am Display kann man auch Gesundheitsparameter ablesen, aber fit wird man mit einem E-Bike wohl eh nicht. Wenn man die Arbeit dem E-Motor überlässt, hat der Kalorienzähler schließlich nichts zu zählen.

Durch Wald und Wiese.

Zum Aufladen kann man das E-Bike in die Wohnung stellen, was ich auch empfehlen würde. Sonst ist es womöglich schnell weg, so fesch wie es ist. Oder man zieht einfach die versteckte Batterie heraus und lädt diese separat. Ich kann mir zwar vorstellen, das Pedelec mit einem guten Schloss mal kurz unbeaufsichtigt zu lassen, zumindest der Sattel bleibt aber völlig ungesichert.

Das vollständige Aufladen dauert ca. 3 Stunden. Damit fährt man dann zwischen 30 und 50km, und selbst danach geht’s auch noch weiter - dank Dreigangschaltung. Ich dachte ja zuerst, das QiCycle von Xiaomi ist eher ein Spielzeug und von dem Frontmotor war ich im Vorfeld auch nicht so richtig überzeugt. Gestern jedoch, bei einer Fahrt durch Wald und Wiese, war mir der Frontmotor dann sehr recht. Man hat quasi Allradantrieb, wenn man selbst tritt. Das ist sehr angenehm bei rutschigem Terrain - hat mich sehr überzeugt.

Der Falt-Faktor.

Das QiCycle ist faltbar. Jedoch nicht so einfach wie andere Folding Bikes, sondern viel ausgeklügelter und mehr durchdacht. Aber naja, zuerst mal dachte ich, das wird lustig am Bahnhof, wenn der Zug gerade einfährt :) denn der Rahmen wird nicht einfach durch ein Scharnier geteilt, sondern das Pedelec faltet sich vertikal. Das Hinterrad klappt nach unten weg zum Vorderrad - aber erst nachdem man die Sattelstütze entfernt hat.

Ich habe mir dann einige Videos von verschiedenen Falträdern angesehen, alle schauen am Ende aus als hätte jemand die Teile auf einen Haufen geworfen ... und nach 2-3 Mal Falten habe ich es beherrscht und finde nun, dass diese Sattelstütze, die alles zusammenhält, es letztlich auch sehr sicher macht. Einzig die Befestigung der Lenkstange macht mich ein bisschen skeptisch. Es ist natürlich eine Gratwanderung zwischen akkurater Befestigung und leichter Klappbarkeit. Zu guter Letzt kann man auch noch das herausragende Pedal wegklappen und spart nochmal 2cm in der Breite.

Mein Fazit.

Das faltbare QiCycle E-Bike von Xiaomi ist in erster Linie ein sehr agiles Stadtbike, aber auch ein verlässlicher Begleiter auf schlechteren Wegen. Die Größe passt perfekt für Personen bis 1,75m und einigermaßen auch für größere. Die Schaltung entspricht dem aktuellen Standard und ist unauffällig. Der Motor ist super, die motorische Unterstützung geht zum Teil bis 25 km/h. Dadurch wird man zwar nicht unbedingt fitter, aber es macht wirklich viel Spaß und man kommt entspannt am Ziel an.

Der Autor dieses Tests, Michael Steinböck, ist seines Zeichens ambitionierter Radfahrer. Den Sport betreibt er als Ausgleich für seine Tätigkeit als Programmierer und Designer. Zum E-Bike Test kam er über einen Aufruf in der Drei Community auf Facebook. Foto: (c) Michael Steinböck


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