Sie packen Spielzeug aus, erzählen vom Alltag oder nehmen Ihre Follower mit auf Abenteuer: Kidfluencer sind aus Social Media kaum mehr wegzudenken. Immer öfter stehen schon Kinder vor der Kamera und teilen ihr Leben mit ihren Followern. Wir zeigen dir was Kidfluencing ausmacht und welche wichtige Rolle Eltern dabei spielen.
Was sind Kidfluencer?
Den Begriff „Influencer“ kennst du bestimmt – das sind Personen, die in sozialen Medien Inhalte teilen, häufig Produkte vorstellen und darauf abzielen, möglichst viele Follower zu begeistern. Genauso ist es bei Kidfluencern – also Kindern, die als Influencer aktiv sind. Sie starten kindgerechte Werbekampagnen in sozialen Medien und repräsentieren durch Kooperationen bekannte Marken.
Dabei geht es nicht allein darum, Produkte zu verkaufen, sondern auch, eine bestimmte Interessen-Nische zu vertreten, Kreativität auszuleben und Gleichaltrige mit authentischen Inhalten zu begeistern. Die meist 6 bis 16 Jahre alten Kidfluencer geben Einblicke in ihr Privatleben und erzählen persönliche Geschichten, mit denen sie eine enge Bindung zu ihrem Publikum aufbauen. Die jüngeren Kidfluencer treten oft gemeinsam mit ihren Eltern auf, zum Beispiel auf Familienkanälen.
Besonders wichtig in diesem Zusammenhang: Da Kinder noch nicht geschäftsfähig sind, übernehmen meist die Eltern die Steuerung des geschäftlichen Bereichs. Sie treten als Manager:innen auf, begleiten Kooperationen und verwalten die Einnahmen. Und natürlich Spielen sie beim sicheren Umgang mit Technik und einem verlässlichem Jugendschutz eine wichtige Rolle.
Wo sind die Kidfluencer zu sehen? Die beliebtesten Plattformen.
Kidfluencer sind auf sämtlichen angesagten Social Media Plattformen unterwegs und pflegen oft auch eine eigene Website. Die wichtigsten Plattformen sind:
- Instagram: Für Bilder und kurze Videos, wodurch das Profil nahbar wirkt
- YouTube: Für längere und aufwendigere Videos
- TikTok: Für kurze Videos und Live Streams
- Twitch: Für Gaming, das live gestreamt wird
Unser Lesetipp: Auch wenn deine Kinder gerne Inhalte von Kidfluencern ansehen – lass sie nicht unbeaufsichtigt mit dem Smartphone. Nutze Bildschirmzeitbegrenzungen und aktiviere geeignete Jugendschutzeinstellungen, um ihre Mediennutzung sicher zu gestalten.
Herkunft und bekannte Beispiele.
Das Phänomen des Kidfluencers stammt aus den USA, wo einige Kidfluencer schnell berühmt wurden, wie beispielsweise Ryan Kaji. Er wurde mit Testvideos von Spielzeug und wissenschaftlichen Do it yourself-Experimenten bekannt. Auch in Europa entwickelt sich der Markt, in Österreich gibt es zum Beispiel Lila von Lilas Welt – mit ihrer Schwester Arwen ist sie vor allem auf YouTube durch Rollschuh-Videos, Challenges und Musikvideos bekannt.
Zu den berühmtesten österreichischen Kidfluencern zählen Chaosflo44, der mit seinen Minecraft-Videos große Erfolge feierte, sowie Marina von „Marina und die Ponys“, die gemeinsam mit ihren Geschwistern regelmäßig Inhalte rund ums Reiten veröffentlicht.
Rechtliche Rahmenbedingungen: Warum Kidfluencer mit ihren Eltern kooperieren.
Ohne die Unterstützung der Eltern ist Kidfluencing kaum möglich. Fast alle Social-Media-Plattformen setzen ein Mindestalter von 13 Jahren für die Anmeldung voraus, bei jüngeren Nutzer:innen müssen Eltern die Accounts verwalten. Auch bei älteren Kindern übernehmen sie aus rechtlichen und organisatorischen Gründen meist weiterhin die Verantwortung für den Account.
Eltern, die das Kidfluencing bei Kindern unter 15 Jahren in Österreich unterstützen, sollten sich bewusst sein, dass sie sich in einer rechtlichen Grauzone bewegen. Grundsätzlich ist Kindern unter 15 Jahren in Österreich jede Form der Arbeit verboten. Erlaubt sind lediglich leichte Tätigkeiten, die ungefährlich sind und die schulische Entwicklung nicht beeinträchtigen. Auch die Mitwirkung an Kultur- und Medienproduktionen ist erlaubt, etwa im Rahmen von Film- oder Tonaufnahmen. Für die Tätigkeit als Kidfluencer gibt es jedoch bislang keine klaren gesetzlichen Definitionen oder speziellen Regelungen im österreichischen Recht.
Dazu sind weitere rechtliche Bedingungen zu berücksichtigen:
- Recht auf Freizeit, Erholung und Spiel: Kinder haben gemäß der UN-Kinderrechtskonvention das Recht auf angemessene Freizeit, Spiel und kulturelle Aktivitäten.
- Schutz vor wirtschaftlicher Ausbeutung: Wenn Kinder unter Druck gesetzt oder primär zur Gewinnerzielung eingesetzt werden, liegt eine Verletzung von Schutzrechten vor.
- Schutz der Privatsphäre: Das Veröffentlichen persönlicher Informationen wie Wohnort oder Gewohnheiten kann die Privatsphäre der Kinder erheblich beeinträchtigen.
- Schutz vor Gefahren im Internet: Kidfluencer sind verstärkt Risiken wie Hassnachrichten, Cybermobbing und Cyber-Grooming (Anbahnung sexueller Kontakte zu Minderjährigen) ausgesetzt, was besondere Schutzmaßnahmen erforderlich macht.
Vorteile und mögliche Risiken des Kidfluencer-Daseins.
Social-Media-Kanäle zu betreiben und regelmäßig Inhalte zu einem bestimmten Thema zu erstellen, kann für Kinder eine spannende und bereichernde Erfahrung sein. Dabei gilt es, sowohl die Chancen als auch die möglichen Risiken im Blick zu behalten:
Vorteile:
- Kreativer Selbstausdruck: Kinder entwickeln eigene Ideen, erstellen das Skript und drehen das Video.
- Digitale Kompetenzen: Frühzeitiges Erlernen des Umgangs mit Kameratechnik, Schnittsoftware und Online-Kommunikation.
- Stärkung des Selbstbewusstseins: Eigene Projekte umzusetzen und Erfolge zu erleben, fördert die persönliche Entwicklung.
- Teamarbeit und Verantwortungsbewusstsein: Zusammenarbeit mit Eltern oder in Teams fördert soziale Kompetenzen.
- Unternehmerisches Denken: Aufbau einer eigenen Marke und erste Erfahrungen mit Kooperationen und Marketing.
Risiken:
- Einschränkung der Privatsphäre: Durch öffentliche Aufmerksamkeit wird ein Teil des Privatlebens preisgegeben.
- Abhängigkeit von äußerer Bestätigung: Likes und Views (bzw. das Fehlen dieser) können das Selbstwertgefühl stark beeinflussen.
- Psychische Belastungen: Erwartungsdruck, Kritik und Angst vor Reichweitenverlust können Stress verursachen.
- Rechtliche Unsicherheiten: Kidfluencer bewegen sich oft in einer Grauzone ohne klaren gesetzlichen Schutz.
- Fehlende Trennung von Beruf und Freizeit: Auch außerhalb von Drehs und Postings bleiben Kidfluencer oft online aktiv, indem sie Likes, Views und Kommentare in Echtzeit verfolgen. Das erschwert das “Abschalten”.
Unser Lesetipp: Digital lernen und Kompetenzen entwickeln geht auch mit zahlreichen Apps: Für die Schule, zum Spielen oder zum Lesenlernen.
Verantwortungsvolle Begleitung: So unterstützen Eltern ihre Kidfluencer-Kinder.
Kidfluencing sollte in erster Linie ein Hobby im überschaubaren Rahmen bleiben – ein kreatives Projekt, bei dem der Spaß und die persönliche Entwicklung des Kindes im Vordergrund stehen. Damit das gelingt und Kinder geschützt werden, ist eine bewusste und verantwortungsvolle Begleitung durch die Eltern unerlässlich. So können Eltern vorgehen:
- Macht es das Kind freiwillig? Das Interesse am Kidfluencing muss vom Kind ausgehen. Eltern sollten regelmäßig prüfen, ob das Kind wirklich Spaß daran hat und akzeptieren, wenn es seine Meinung ändert.
- Inhalte gemeinsam planen und schützen: Zusammen mit dem Kind überlegen: Welche Inhalte fühlen sich richtig an? Was soll privat bleiben?
- Klare Regeln und Grenzen setzen: Feste Zeiten für Dreharbeiten und Social-Media-Nutzung vereinbaren. Freizeit, Schule sowie Zeit mit Familie und Freund:innen sollten stets Vorrang haben.
- Rechtliches und Finanzielles regeln: Verträge mit Kooperationspartnern sorgfältig prüfen, idealerweise mit rechtlicher Beratung. Einnahmen sollten transparent und im Sinne des Kindes verwaltet werden.
- Erfolg nicht am Ruhm messen: Den Fokus auf die Erfahrung, Kreativität und Entwicklung des Kindes legen, nicht auf Popularität. Dazu zählt auch: kleine Erfolge feiern, die nichts mit Reichweite und Einkommen zu tun haben.
- Medienkompetenz fördern: Das Kind altersgerecht über Themen wie Datenschutz, Cybermobbing und Urheberrechte aufklären. Auch sollte das Kind ermutigt werden, stets über die Gefühle zu sprechen und Pausen von Social Media einzulegen.
Dabei gilt: Eltern, die selbst bewusst und respektvoll mit digitalen Medien umgehen, sind die besten Vorbilder für ihre Kinder.
Medienpädagogische Perspektiven auf das Kidfluencer-Phänomen.
Kidfluencing bietet Kindern ganz neue Möglichkeiten, sich kreativ auszudrücken und früh eigenverantwortliche Projekte umzusetzen. Es soll aber immer ein Hobby für das Kind bleiben, bei dem der Spaß im Vordergrund steht – nicht der wirtschaftliche Erfolg oder der Aufbau einer Marke.
Eltern tragen eine besondere Verantwortung: Sie müssen nicht nur als Manager:innen und Begleitpersonen auftreten, sondern insbesondere als Schutzinstanz. Dazu gehört es, klare Regeln zu setzen, rechtliche Rahmenbedingungen zu beachten, das Kind in alle Entscheidungen einzubeziehen und auf eine Balance zwischen Online-Aktivität, Freizeit und Schulalltag zu achten. Solange Kidfluencing verantwortungsvoll begleitet wird und Kinder nicht unter Druck geraten, können sie als Kidfluencer wertvolle Erfahrungen sammeln.
FAQs
In Österreich dürfen Kinder unter 15 Jahren grundsätzlich keiner Arbeit nachgehen, Ausnahmen gelten nur für leichte Tätigkeiten oder Mitwirkung an Kulturproduktionen. Kidfluencing befindet sich hier in einer rechtlichen Grauzone.
Da Kinder noch nicht geschäftsfähig sind, übernehmen die Eltern die Verwaltung der Einnahmen.
Sie treten als Manager:innen auf, verhandeln Kooperationen und verwalten die finanziellen Mittel, im besten Fall transparent und im Sinne des Kindes.
Allgemein gilt: Werbung muss klar als solche gekennzeichnet werden und Eltern müssen sicherstellen, dass Kooperationen dem Wohl des Kindes dienen und im besten Interesse des Kindes liegen. Privatsphäre und Persönlichkeitsrechte müssen durchgehend gewahrt werden.
Artikel verfasst von Christoph aus dem Drei Redaktionsteam.
Über den Autor:
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